Adventskalender – Tag 17

Märchen aus anderen Ländern

Väterchen Frost

Es war einmal vor langer, langer Zeit, in einem weit, weit entfernten Land, ein Mann mit seiner Frau.
Beide waren bereits das zweite Mal verheiratet, denn ihre früheren Ehegatten waren gestorben und so hatten sie sich gefunden und erneut geheiratet. Beide hatten aus ihrer früheren Ehe jeweils eine Tochter. Die Tochter der Frau war böse und gemein, während die Tochter des Mannes eine liebe und sanfte Person war. Die Frau liebte nur ihre eigene Tochter und lies die Tochter des Mannes, ihre Stieftochter, immer alle Arbeiten verrichten. Das Mädchen musste den ganzen Tag hart arbeiten, das gesamte Haus putzen und wurde zum Dank von ihrer Stiefmutter auch noch oft geschlagen und beschimpft, wehrte sich jedoch nie. Die Stiefmutter hasste ihre Stieftochter jeden Tag mehr.
Eines Tages, mitten in einem eiskalten, harten Winter, beschloss die Stiefmutter das arme Mädchen in den tiefen Wald gebracht und sich selbst überlassen werden sollte. Der Vater des Mädchens wollte dies natürlich nicht, aber er hatte mittlerweile Angst vor seiner Frau, die so böse und herrisch war, dass er seine Tochter tatsächlich mit in den Wald nahm und sie dort allein zurück lies.
Einsam und verlassen saß das Mädchen nun dort unter einem Baum und hörte die Zweige knacken und kurz darauf eine Stimme, die sprach: „Frierst du, liebes Kind?“ Das Mädchen erkannte die Stimme als die von Väterchen Frost und antwortete: „Nein, Väterchen Frost. Mir ist nicht kalt.“ Er fragte sie abermals und kam näher zu dem Kind. Das Mädchen antwortete erneut, dass ihm warm sei, doch Väterchen Frost bedauerte das Kind so sehr, dass er es in einen weichen, prächtigen Mantel wickelte, die ganze Nacht wärmte und es am Morgen mit Geschenken überhäufte.

Der Vater bedauerte seine böse Tat inzwischen und kam am nächsten Tag in den Wald zurück um seine Tochter zu retten. Er freute sich sehr, als er sie nicht nur lebendig, sondern auch warm bekleidet und mit großen Reichtümern beladen fand. Gemeinsam mit ihr kehrte er nach Hause zurück.
Als die Stiefmutter die Reichtümer des Mädchens sah, wollte sie sofort, dass auch ihre eigene Tochter in den Wald gebracht und dort eine Nacht verbringen sollte. Natürlich hoffte sie, dass auch ihre Tochter reich beschenkt zurückkommen würde.
Also ging der Mann in den Wald und ließ auch die Tochter der Frau dort zurück. Doch als er sie am nächsten Morgen wieder holen wollte, erschrak er. Nicht beladen mit Reichtümern, sondern kalt gefroren war der Körper des bösen Mädchens.
Er brachte ihren Leichnam der bösen Frau zurück, nahm seine eigene Tochter bei der Hand und zog von der bösen Stiefmutter für immer fort.
Und wenn er und das Mädchen nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.